Konjunktiv

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[Bearbeiten] Verwendung und Bildung des Konjunktivs

Die allgemeine Bedeutung des Konjunktivs lässt sich grob so zusammenfassen:

Der Sprecher/die Sprecherin behauptet nicht etwas, sondern stellt es als möglich oder nicht wirklich dar. Im Einzelnen können die Konjunktivformen sehr Unterschiedliches ausdrücken; man unterscheidet drei Hauptgebrauchsweisen:

Der Konjunktiv dient zum Ausdruck von Wünschen, Anweisungen u.Ä. (heute eher selten):

Das wolle Gott verhüten!

Man nehme 200 g Butter …


Der Konjunktiv drückt aus, dass etwas nicht tatsächlich der Fall, sondern nur vorgestellt ist:


Er lief, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.

Wenn ich eine Betriebsanleitung hätte, käme ich mit diesem Programm besser zurecht.


Der Konjunktiv zeigt an, dass eine fremde Äußerung wiedergegeben wird (indirekte Rede):

Sie sagt, sie habe/hätte keine Zeit.


Die Bildung der Konjunktivformen


Man unterscheidet nach der Bildung und Verwendung zwei Konjunktive:

Konjunktiv I und Konjunktiv II.

Der Konjunktiv I wird vom Präsensstamm des Verbs gebildet:


Indikativ Präsens: er geh-t

Konjunktiv I: er geh-e


Der Konjunktiv II wird vom Präteritumstamm gebildet:


Indikativ Präsens: er ging Konjunktiv I: er ging-e


Bei den unregelmäßigen Verben, die im Präteritum den Stammvokal a, o oder u haben, wird der Vokal im Konjunktiv II zu ä, ö, ü umgelautet:


nahm – nähme

verlor – verlöre

trug – trüge

Konjunktiv I Konjunktiv I Konjunktiv II Konjunktiv II
regelmäßige Verben unregelmäßige Verben regelmäßige Verben unregelmäßige Verben
ich lieb-e trag-e lieb-te trüg-e
du liebt-est trag-est lieb-t-est trüg-[e]st
er/sie/es lieb-e trag-e lieb-t-e trüg-e
wir lieb-en trag-en lieb-t-en trüg-en
ihr lieb-et trag-et lieb-t-et trüg-[e]t
sie lieb-en trag-en lieb-t-en trüg-en


[Bearbeiten] Wenn er den Wettbewerb gewänne oder gewönne?

Gerade bei weniger gebräuchlichen Konjunktivformen kommt es immer wieder zu Unsicherheiten, wie die korrekte Form des Konjunktivs II lautet. Heißt es gewönne oder gewänne? Schwömme oder schwämme? Die Schwierigkeiten hängen damit zusammen, dass bei einigen unregelmäßigen Verben im Konjunktiv II nicht de Vokal des Indikativs Präteritum umgelautet wird, sondern ein anderer Umlaut steht. So heißt der Konjunktiv II von werfen nicht wärfe (nach dem Indikativ Präteritum warf), sondern würfe, zu sterben gehört die Form stürbe (nicht: stärbe) und zu verderben die Form verdürbe (nicht: verdärbe).


Neben diesen drei Verben, bei denen nur die unregelmäßig gebildeten Konjunktivformen richtig sind, gibt es eine ganze Reihe von Verben, bei denen sich der Konjunktiv II sowohl regelmäßig, durch Umlautung des Vokals des Indikativs Präteritum, als auch unregelmäßig bilden lässt. Die Unsicherheiten im Sprachgebrauch gehen also weitgehend darauf zurück, dass es tatsächlich zwei korrekte Formen gibt, zwischen denen gewählt werden kann, z.B.:


ich half – ich hülfe/ich hälfe

sie begannen – sie begönnen/sie begännen


Im Folgenden sind die wichtigsten Verben aufgelistet, die im Konjunktiv II einen anderen Umlaut oder Doppelformen aufweisen. Von den Doppelformen ist die jeweils erste Form gebräuchlicher als die zweite.


Indikativ Präteritum Konjunktiv II
befehlen er befahl er beföhle/befähle
beginnen sie begann sie begänne/begönne
gelten galt sie gälte/gölte
gewinnen er gewann er gewänne/gewönne
helfen sie half sie hülfe/hälfe
rinnen es rann es ränne/rönne
schwimmen er schwamm er schwömme/schwämme
schwören sie schwor sie schwöre/schwüre
spinnen er spann er spönne/spänne
stehen sie stand sie stünde/stände
stehlen er stahl er stähle/stöhle
sterben sie starb sie stürbe
verderben er verdarb er verdürbe
werfen sie warf sie würfe


Allgemein ist zu sagen, dass viele Formen sehr selten gebraucht werden; sie klingen für die meisten altertümlich oder geziert und werden deshalb weitgehend durch die würde-Form ersetzt.



[Bearbeiten] Konjunktiv I oder Indikativ in der indirekten Rede

Die Frage nach der korrekten Verwendung des Konjunktivs stellt sich stets, wenn darüber berichtet werden soll, was ein anderer /eine andere gesagt oder geschrieben hat (= indirekte Rede). Dies ist vor allem bei Protokollen der Fall, aber auch bei Inhaltsangaben und bei Zeitungsartikeln. Wenn Frau Müller sagt: Ich habe nichts gewusst, heißt es dann in der indirekten Rede: Frau Müller sagte, sie hat (Indikativ), sie habe (Konjunktiv I) oder sie hätte (Konjunktiv II) nichts gewusst? Heißt es: Sie kann (Indikativ), könne (Konjunktiv I) oder könnte (Konjunktiv II) sich an nichts erinnern?


Als Grundregel gilt zunächst – zumindest für die geschriebene Sprache – dass die indirekte Rede im Konjunktiv I stehen sollte:


Er sagt, er könne sich nicht erinnern. Sie behauptet, sie wisse es nicht genau.


Häufig wird aber, vor allem in der gesprochenen Sprache, auf den Konjunktiv in der indirekten Rede verzichtet und stattdessen der Indikativ gesetzt:


Er erklärt, dass er für niemanden zu sprechen ist. Sie konnten nicht sagen, wie lange die Sitzung noch dauern wird. Die Firma hat angefragt, wann sie die Ware liefern soll.


Dieser Gebrauch des Indikativs statt des Konjunktivs führt nicht zu Missverständnissen, solange z.B. die Sätze mit dass oder einem Fragewort eingeleitet sind. Fehlt aber eine entsprechende Einleitung, muss der Konjunktiv stehen, da er hier das einzige Kennzeichen dafür ist, dass indirekte Rede vorliegt.


Er sagt, er sie (nicht: ist) müde. Heute sei (nicht: ist) wohl nicht sein Tag.


[Bearbeiten] Konjunktiv I oder Konjunktiv II in der indirekten Rede

Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ gleicht lautet, wird in der indirekten Rede der Konjunktiv II verwendet, um Unklarheiten und Missverständnisse zu vermeiden.


In dem folgenden Beispiel wird durch die haben-Formen, die sowohl Indikativ wie Konjunktiv I sein können, unklar, ob der Journalist eine Äußerung des Kanzlers wiedergibt oder ob er seine eigene Meinung zu dem Geschehen äußert:


Der Kanzler äußerte sich zufrieden über den Verlauf der Konferenz. Die Gespräche haben in einer freundschaftlichen Atmosphäre stattgefunden; die Verhandlungen haben gute Fortschritte gemacht.


Erst wenn es heißt:

die Gespräche hätten in einer freundschaftlichen Atmosphäre stattgefunden; die Verhandlungen hätten gute Fortschritte gemacht,


ist eindeutig, dass indirekte Rede vorliegt.


Meist werden jedoch Formen des Konjunktivs II in der indirekten Rede ohne besondere Absicht verwendet; sie sind zu reinen Ersatzformen für den Konjunktiv I geworden, der als Zeichen „gehobener Sprache“ oder gar als geziert empfunden wird:


Er sagt, er wüsste (statt: wisse) den Weg. Sie behaupten, sie wären (statt: seien) schon mal dort gewesen. Sie meint immer, dass sie Recht hätte (statt: habe). Der Arzt hat gesagt, ich dürfte (statt: dürfe) aufstehen, aber ich müsste (statt: müsse) mich noch schonen.


[Bearbeiten] Konjunktiv II oder Umschreibung mit würde

Sicher würdest du Am liebsten würde er fliehen gegenüber: Am liebsten flöhe er den Vorzug geben. Der Ersatz des Konjunktivs II (flöhe) durch die Umschreibung mit würde (würde fliehen) erscheint hier kaum als fraglich. Doch nicht immer ist der Fall so klar. Die würde-Form hat sich weitgehend zu einer Art „Einheitskonjunktiv“ entwickelt; viele Sprecher ersetzen damit praktisch alle Formen des Konjunktivs I und des Konjunktivs II. Dies ist zwar grammatisch nicht falsch, doch stilistisch nicht sehr schön. Hier sollte deshalb genauer unterschieden werden.


Der Gebrauch der würde-Form ist völlig korrekt in Sätzen, die etwas Nichtwirkliches und Zukünftiges ausdrücken:


Wenn ich genug Geld hätte, würde ich mir ein Motorrad kaufen. Das würde ich an deiner Stelle nicht tun! Wenn wir um sechs Uhr losfahren würden, könnten wir es noch schaffen.


Darüber hinaus kann die würde-Form als Ersatz für den Konjunktiv II gebraucht werden, wenn die Formen des Konjunktivs II nicht eindeutig sind, also mit dem Indikativ gleich lauten:


Wenn er es wüsste, würde er es uns sagen (statt: …, sagte er es uns). Ich würde ihm nicht glauben (statt: Ich glaubte ihm nicht). Das würde mich freuen (statt: Das freute mich).


Allerdings sollte man nach Möglichkeit eine Häufung von würde-Formen vermeiden. So gilt es vor allem als unschön, wenn die würde-Umschreibung im Haupt- und im Nebensatz eines Satzgefüges verwendet wird. Nicht immer wird sich ein solches doppeltes würde vermeiden lassen (wenn man sich nicht „gewählt“ ausdrücken möchte); vergleiche z.B.:


Wenn du sie kennen würdest (statt: kenntest), würdest du sie anders beurteilen (statt: beurteiltest du …).


Oft kann man sich aber durch eine etwas andere Formulierung helfen:


Wenn er mich fragen sollte, würde ich sofort Ja sagen. Statt: Wenn er mich fragen würde, würde ich sofort Ja sagen.


In solchen Bedingungssätzen ist es zudem nicht erforderlich, dass in beiden Teilsätzen eindeutige Formen des Konjunktivs II stehen. Es könnte also z.B. auch heißen:


Wenn er mich fragte, würde ich sofort Ja sagen,


da aus dem Zusammenhang hervorgeht, dass fragte hier als Konjunktiv II (und nicht als Indikativ Präteritum) gemeint ist.

Unnötig und überflüssig ist die würde-Umschreibung in allen Fällen, in denen eindeutig und geläufige Formen des Konjunktivs II vorhanden sind, wie z.B.: wäre, hätte, käme, wüsste, läge, ginge, liefe, schriebe usw. So sollten vor allem nicht Konjunktivformen wie er hätte gesagt, wir wären gegangen durch die schwerfällige Umschreibung mit würde ersetzt werden. Es heißt richtig: Wenn du mir rechtzeitig Bescheid gesagt hättest (nicht: gesagt haben würdest), wäre das nicht passiert. Sie wäre immer noch nicht fertig, wenn wir ihr nicht geholfen hätten (nicht: geholfen haben würden).


In der indirekten Rede sollte die würde-Form nur dann gebraucht werden, wenn in der wiedergegebenen Äußerung ein zukünftiges Geschehen oder etwas Irreales ausgedrückt wird, wenn also in der entsprechenden direkten Rede das Futur oder der Konjunktiv II steht.


würde-Form als Ersatz für nicht eindeutige Formen des Konjunktivs I Futur:


Sie sagen, sie würden (statt: werden) gleich nachkommen.

Ich habe ihr versprochen, ich würde (statt: werde) wieder anrufen.


würde-Form zum Ausdruck der Irrealität:


Er hat immer wieder beteuert, er würde sich freuen, wenn wir mitkämen.

Aber nur: Als wir seine Einladung annahmen, sagte er, er freue sich (nicht: …er würde sich freuen).

Sie sagt, sie würde gern wieder arbeiten, wenn sie eine Stelle fände.

Aber nur: Der Schriftsteller sagte in dem Interview, er arbeite gerade an einem neuen Buch (nicht: er würde…arbeiten).


Unabhängig von dieser Regel kann die würde-Form in der indirekten Rede verwendet werden, wenn sowohl die entsprechenden Formen des Konjunktivs I wie des Konjunktivs II ungebräuchlich oder uneindeutig sind:


Sie sagt, ich würde ihn gut kennen (statt: kenne, kennte).

Ich hatte gedacht, hier würden die gleichen Regeln wie bei uns gelten (statt: gelten; gälten/gölten).


[Bearbeiten] Übungen

[Bearbeiten] Übung 1: Konjunktiv und indirekte Rede

Setze die folgenden Sätze in die indirekte Rede. Beachte dabei, dass teilweise auch die Personalpronomen (= persönliche Fürwörter, z.B. er, sie) sowie Orts- und Zeitausdrücke angepasst werden müssen.


1. Sandra fragte mich: „Kommst du mit mir ins Kino?“

Sandra fragte mich, ob _____________________________________________________


2. Der Aufseher schrie uns an: „Kommt sofort runter!“

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3. Frau Meyer befürchtet: „Ich werde morgen nichts zum Anziehen haben.“

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4. Die Behörden teilen mit: „Die neuen Tarife gelten ab 1. Juni.“

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5. Die Nachrichtensprecherin warnte am Tag vor unserer Wanderung: „Die Schneefallgrenze sinkt morgen auf 600 m.“

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6. Herr Konrad erzählte: „Als ich aus der Wohnung trat, sauste der Dackel meiner Nachbarin mit schleifender Leine an mir vorbei. Ich war der Letzte, der den Hund gesehen hat.“

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7. Frau Schulze und Herr Müller erklären: „Auf uns braucht niemand zu warten. Wir fahren nach Hause.“

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8. Der Reporter fragte die Siegerin: „Haben Sie Ihren Sieg erwartet?“

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9. Die Eltern schrieben auf den Zettel: „Wir kommen gegen 23 Uhr nach Hause!“

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10. Du hast doch gesagt: „Ich weiß von nichts!“

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11. Die Ärzte teilten gestern mit: „Dem Patienten wird es morgen schon viel besser gehen.“

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Hier findest du die Lösungen.

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